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Weinkultur. Tief verwurzelt in der Rebe.

LAND & LEUTE.

Wein ist so tief mit der georgischen Identität verwoben, dass man, wenn man von der georgischen Weinkultur spricht, gleichzeitig auch von Georgien selbst spricht. Dank ihrer einzigartigen Weinanbaugebiete und ihrer 8.000-jährigen Geschichte des Weinbaus haben die Georgier:innen nicht nur Reben, sondern auch eine Weinkultur von Weltrang kultiviert.

Weinanbau in der Familie

Auf dem Land, wo die meisten Familien noch ihre eigenen Reben haben und ihre eigenen Weine keltern, haben die Häuser in der Regel einen eigenen Weinkeller, genannt Marani. Selbst in den Städten Georgiens bauen Stadtbewohner:innen, die Fortschritt und Tradition in Einklang bringen wollen, ihre eigenen Reben an. Die Öffnung eines Familien-Qvevri − eines vergrabenen Tongefäßes, in dem die meisten georgischen Haushalte ihren Wein herstellen − ist ein festliches Ereignis, ein Grund zum Feiern. Wein gehört zu jeder Mahlzeit, ob einfach oder aufwendig.

TRADITION DER TRINKSPRÜCHE

Für viele Georgier:innen gilt das Mantra „Leben ohne Feiern ist sinnlos“, das sie bei jeder Gelegenheit unter Beweis stellen. Das Herzstück des gemeinsamen Lebens − ob anlässlich eines frohen oder traurigen Ereignisses − ist die Supra, das typische georgische Festessen, das von einer Reihe von Trinksprüchen untermalt wird.

Diese rituellen Feste entstammen der ostorthodoxen Klostertradition, bei der ein Abt in Form eines Trinkspruchs Themen in die Diskussion einbrachte. Auch heute noch ist das Trinken von Wein zum Essen ein Mittel, um die tiefen Fragen des Lebens zu ergründen.

Der Tamada, der oder die Trinkspruchleiter:in, erhebt sich und stellt das Thema des Abends vor. Er stößt auf das Thema an, spielt auf die Interessen und Persönlichkeiten der Gäste an und leert sein Glas − oder sein traditionelles Trinkhorn, genannt Khantsi. Dann bringen die Gäste nacheinander ihre eigenen Trinksprüche passend zum Thema des Tamada aus und leeren ihrerseits ihr Glas oder Horn. Trinksprüche können schön, poetisch, lustig oder frech sein.

Und im Laufe des Abends wird der Gedanken-austausch und das sympathische Lachen so berauschend wie der Wein.

SUPRA. MEHR ALS EIN FEST.

Die Supra ist ein traditionelles, oft opulentes georgisches Essen, das im Mittelpunkt des georgischen Gesellschaftslebens steht. Sie ist weit mehr als ein Festmahl: eine jahrhundertealte Tradition, ein religiöser Ritus und ein Stück nationale Identität in einem. Für alle Anlässe des Lebens − Geburten und Geburtstage, Heimkehr von Angehörigen oder Freund:innen sowie Hochzeiten und Beerdigungen – wird eine Supra veranstaltet.

Bei einer Supra gibt es scheinbar unendlich viel zu essen und zu trinken, und der ganze Tisch ist überhäuft von Tellern, Platten und Schüsseln voller Leckereien.

Obwohl Teile der Mahlzeit von Familie zu Familie variieren und einige Elemente je nach Anlass eines bestimmten Festes unterschiedlich sind, sind viele Supra-Traditionen überall gleich.

Diese Rituale haben über Generationen hinweg eine gemeinsame georgische Gemeinschaft, Identität und Spiritualität geformt.

Das vielleicht wichtigste Ritual ist die Anwesenheit eines Tamadas oder Trinkspruchleiters, der die Trinksprüche ausbringt, um die sich das Supra-Fest dreht.

Ein erfahrener Tamada beschwört wirkungsvoll den Geist der Gemeinschaft und der gemeinsamen Kultur herauf, der für viele Georgier eng mit Wein verbunden ist. Der Tamada beginnt jede Supra mit drei Trinksprüchen − zuerst auf das Mutterland, dann auf Gott und dann auf diejenigen im Raum, die dem Göttlichen am nächsten kommen: die Gäste. In der georgischen Kultur steht die Gastfreundschaft an erster Stelle, und die Gäste werden als Geschenk des Himmels betrachtet, das große Ehre verdient.

MUSIK & KUNST

So wie Georgien eine Jahrtausende alte Weinbautradition hat, erfreut es sich auch einer uralten Musik- und Tanztradition, die von mehrstimmiger (polyphoner) Musik geprägt ist. Nicht zuletzt dank seiner Lage am Knotenpunkt zwischen Europa, dem Nahen Osten und Asien hat Georgien auch Chorstile hervorgebracht, die die Monophonie des Nahen Ostens mit europäischen Harmonien kombinieren.

Der größte musikalische Beitrag Georgiens zur Welt ist der polyphone Gesang, der viele Stimmen mit jeweils eigenen Melodien miteinander verwebt. Musikwissenschaftler:innen glauben, dass die georgische polyphone Musik vor der Einführung des Christentums in Georgien im frühen 4. Jahrhundert entstanden ist. Die georgische polyphone Musik ist bekannt für ihre dissonanten, oft dreistimmigen
Harmonien. Der georgische mehrstimmige Gesang wurde von der UNESCO in den Katalog des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Georgische Kunst und Architektur

Die Händler:innen, Missionar:innen und Eroberer:innen, die im Laufe der Jahrtausende nach Georgien kamen, hatten alle einen Einfluss auf die künstlerische Prägung des Landes. Bis heute spiegelt sich die reiche Geschichte von Tiflis in der Architektur wider, die sich aus einer faszinierenden Mischung aus vielen Epochen und Stilrichtungen zusammensetzt: Mittelalter, Neoklassizismus, Beaux Arts, Jugendstil, Stalinismus und Moderne.

WEIN-VOKABULAR

Hier ein paar nützliche georgische Wörter zum Thema Wein und Weinherstellung:

Chacha

Traubenhäute oder generell Trester

(Pressrückstände der Trauben); aber auch: ein klarer Tresterschnaps

Gaumarjos

Prost, Zum Wohl!

(Eigentlich: auf den Sieg)

Ghvino / Gvino

Wein

Klerti

Traubenstiele

Madloba

Danke

Marani

Weinkeller

Orgo

Qvevri-Deckel

(traditionell aus Holz oder Stein, heute meist aus Glas oder Metall)

Qvevri

traditionelles eiförmiges Tongefäß

(für die Weinherstellung)

Satsnakheli

traditionelle Weinpresse

(meist aus einem einzigen Baumstamm geschnitzt oder aus Stein gefertigt)

Supra

Festessen

Tamada

Trinkspruchleiter:in

Hinweis für alle,
die gerne nach Georgien reisen wollen

Die meisten Straßenschilder, Speisekarten und Verkehrsschilder sind ins Englische übersetzt. Man muss kein Georgisch können, um in Georgien problemlos herumreisen zu können.